Leider nur der Auftakt zu einer Reihe
Von Brandon Q Morris habe ich schon einige Bücher gelesen (The Hole,
Enceladus, Mars Nation 1, Titan, Io, Möbius). Und was seine Werke auszeichnet
ist der Umstand, dass er physikalische und kosmologische Hintergründe geschickt
in die Handlung einbaut und so beiläufig einiges an Wissen vermittelt. Man
merkt den Büchern einfach an, dass der Autor selbst vom Fach ist und dass er darauf
achtet, den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zu berücksichtigen.
Das merkt man stets auch den sehr leserfreundlichen und anschaulich
geschriebenen Sachtexten im Nachwort an, die sehr kenntnisreich und
leserzugewandt verfasst sind. Bei den Büchern von Brandon Q Morris handelt es
sich durchweg um „near-future-hard-science-fiction“, und die muss man natürlich
mögen. Ich nehme jedes Mal wieder interessante Sachverhalte mit, wenn ich seine
Werke lese und das ist einfach toll (vgl. frühere Rezensionen).
Dieses Mal habe ich für die Lektüre seines Werks „Die Störung“
entschieden, das im Fischer-Verlag erschienen ist. Und ich fand v.a. die Ereignisse
auf dem Raumschiff „Shepherd-1“ gut geschildert. Die Crew ist ein eingespieltes
Team, das wird gut deutlich. Und fasziniert habe ich wieder das Leben als
Astronaut verfolgt, insbesondere die Außenbordeinsätze, also das Agieren im
Vakuum, fand ich gut beschrieben (Assoziationen zum Film „Gravity“ stellen sich
bei der Lektüre ein). Auch die integrierten Ausführungen rund um den Urknall fand
ich toll. Das was auf der Erde passiert, hat mich weniger gefesselt.
Zentrales Handlungselement ist eine Katastrophe, die durch die
Kommandantin Christine ausgelöst wird. In Abwesenheit der anderen
Crewmitglieder verliert sie bei einer Explosion ihr Leben und im weiteren
Handlungsverlauf, geht es dann um die Frage, was eigentlich an Bord passiert
ist. Die Rekonstruktion der Ereignisse steht im Vordergrund. Und die
Überlebenden bemühen sich darum, das Schiff wieder in Stand zu setzen, ihre
Mission fortzuführen und dann wieder zurück zur Erde zu gelangen. Die Crew ist
allein auf sich gestellt und muss gleichzeitig das Problem lösen, dass mit der
Explosion eine Anomalie aufgetreten ist, die das weitere Schicksal der Erde
bedroht. Das bildet den roten Faden. Und dabei entdeckt die Crew auch etwas,
das ihre Missionsziele in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Allerdings
fand ich das, was die Crew dann unerwartet herausfindet, nicht gut umgesetzt. Hier
fehlte mir bei den Figuren vor allem die psychologische Tiefe. Und auch die
Anomalie selbst blieb mir zu geheimnisvoll und nebulös. Hier hätte ich mehr
Beschreibungen erwartet. Und was mir auch zu sehr auf der Strecke blieb: die
Spannung. Hier haben mich vor allem „Enceladus“ und „Titan“ deutlich mehr
überzeugt.
Letztlich fand ich auch den Klappentext irreführend. In diesem wird
etwas versprochen, was dann inhaltlich nicht wirklich eingelöst wird. Die
Entdeckung, die Christine macht, wird einfach nicht weiter thematisiert, man
wird auf einen Nachfolgeband (oder gar Bände?) vertröstet. Das hat mir gar
nicht gut gefallen. Es wird einfach zu wenig verraten, gleichzeitig wird die
Neugier des Lesers aber weiter geschürt. Das hinterlässt den faden
Beigeschmack, dass Leser lediglich bei der Stange gehalten werden sollen. Das
ist mir bei Mars Nation 1 und Möbius 1 schon negativ aufgefallen (vgl. dazu die
Rezensionen). Zumindest sollte im Vorfeld einer Reihe transparent gemacht
werden, dass sich die Handlung über mehrere Bände erstreckt. Im Idealfall
sollte auch die Anzahl der Bände vorher schon festgelegt werden, damit man als
Leser weiß, worauf man sich einlässt. Ich würde dem Autor hier zu mehr
Transparenz raten und ihm empfehlen, mehr in sich abgeschlossene Einzelbände zu
schreiben (so steht „die letzte Kosmonautin“ noch auf meiner Wunschleseliste).
Fazit:
Es handelt sich hier um eine Reihe. Das war mir im Vorfeld
nicht klar. Und ich finde es einfach schade, dass sich der Autor die Auflösung
zentraler Inhalte für Nachfolgebände aufhebt. Das war schon bei Möbius 1 und
Mars Nation 1 so. Ich würde mich über mehr Transparenz freuen. Der Inhalt des
Romans ist in meinen Augen durchschnittlich, ich habe schon Besseres von Morris
gelesen (v.a. Enceladus und Titan). Die Spannung bleibt mir zu sehr auf der
Strecke und die Figuren sind auch recht blass geraten. Dafür besticht das Buch
wieder durch faszinierende physikalische und kosmologische Hintergründe, die
geschickt in die Handlung integriert werden. Und vor allem das anschaulich und
leserzugewandt verfasste Nachwort am Ende hat mir wieder sehr gut gefallen.
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