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Montag, 16. Januar 2023

Morris, Brandon Q - Die Störung


3 von 5 Sternen


Leider nur der Auftakt zu einer Reihe


Von Brandon Q Morris habe ich schon einige Bücher gelesen (The Hole, Enceladus, Mars Nation 1, Titan, Io, Möbius). Und was seine Werke auszeichnet ist der Umstand, dass er physikalische und kosmologische Hintergründe geschickt in die Handlung einbaut und so beiläufig einiges an Wissen vermittelt. Man merkt den Büchern einfach an, dass der Autor selbst vom Fach ist und dass er darauf achtet, den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zu berücksichtigen. Das merkt man stets auch den sehr leserfreundlichen und anschaulich geschriebenen Sachtexten im Nachwort an, die sehr kenntnisreich und leserzugewandt verfasst sind. Bei den Büchern von Brandon Q Morris handelt es sich durchweg um „near-future-hard-science-fiction“, und die muss man natürlich mögen. Ich nehme jedes Mal wieder interessante Sachverhalte mit, wenn ich seine Werke lese und das ist einfach toll (vgl. frühere Rezensionen).

 

Dieses Mal habe ich für die Lektüre seines Werks „Die Störung“ entschieden, das im Fischer-Verlag erschienen ist. Und ich fand v.a. die Ereignisse auf dem Raumschiff „Shepherd-1“ gut geschildert. Die Crew ist ein eingespieltes Team, das wird gut deutlich. Und fasziniert habe ich wieder das Leben als Astronaut verfolgt, insbesondere die Außenbordeinsätze, also das Agieren im Vakuum, fand ich gut beschrieben (Assoziationen zum Film „Gravity“ stellen sich bei der Lektüre ein). Auch die integrierten Ausführungen rund um den Urknall fand ich toll. Das was auf der Erde passiert, hat mich weniger gefesselt.

 

Zentrales Handlungselement ist eine Katastrophe, die durch die Kommandantin Christine ausgelöst wird. In Abwesenheit der anderen Crewmitglieder verliert sie bei einer Explosion ihr Leben und im weiteren Handlungsverlauf, geht es dann um die Frage, was eigentlich an Bord passiert ist. Die Rekonstruktion der Ereignisse steht im Vordergrund. Und die Überlebenden bemühen sich darum, das Schiff wieder in Stand zu setzen, ihre Mission fortzuführen und dann wieder zurück zur Erde zu gelangen. Die Crew ist allein auf sich gestellt und muss gleichzeitig das Problem lösen, dass mit der Explosion eine Anomalie aufgetreten ist, die das weitere Schicksal der Erde bedroht. Das bildet den roten Faden. Und dabei entdeckt die Crew auch etwas, das ihre Missionsziele in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Allerdings fand ich das, was die Crew dann unerwartet herausfindet, nicht gut umgesetzt. Hier fehlte mir bei den Figuren vor allem die psychologische Tiefe. Und auch die Anomalie selbst blieb mir zu geheimnisvoll und nebulös. Hier hätte ich mehr Beschreibungen erwartet. Und was mir auch zu sehr auf der Strecke blieb: die Spannung. Hier haben mich vor allem „Enceladus“ und „Titan“ deutlich mehr überzeugt.

 

Letztlich fand ich auch den Klappentext irreführend. In diesem wird etwas versprochen, was dann inhaltlich nicht wirklich eingelöst wird. Die Entdeckung, die Christine macht, wird einfach nicht weiter thematisiert, man wird auf einen Nachfolgeband (oder gar Bände?) vertröstet. Das hat mir gar nicht gut gefallen. Es wird einfach zu wenig verraten, gleichzeitig wird die Neugier des Lesers aber weiter geschürt. Das hinterlässt den faden Beigeschmack, dass Leser lediglich bei der Stange gehalten werden sollen. Das ist mir bei Mars Nation 1 und Möbius 1 schon negativ aufgefallen (vgl. dazu die Rezensionen). Zumindest sollte im Vorfeld einer Reihe transparent gemacht werden, dass sich die Handlung über mehrere Bände erstreckt. Im Idealfall sollte auch die Anzahl der Bände vorher schon festgelegt werden, damit man als Leser weiß, worauf man sich einlässt. Ich würde dem Autor hier zu mehr Transparenz raten und ihm empfehlen, mehr in sich abgeschlossene Einzelbände zu schreiben (so steht „die letzte Kosmonautin“ noch auf meiner Wunschleseliste).

 

Fazit

Es handelt sich hier um eine Reihe. Das war mir im Vorfeld nicht klar. Und ich finde es einfach schade, dass sich der Autor die Auflösung zentraler Inhalte für Nachfolgebände aufhebt. Das war schon bei Möbius 1 und Mars Nation 1 so. Ich würde mich über mehr Transparenz freuen. Der Inhalt des Romans ist in meinen Augen durchschnittlich, ich habe schon Besseres von Morris gelesen (v.a. Enceladus und Titan). Die Spannung bleibt mir zu sehr auf der Strecke und die Figuren sind auch recht blass geraten. Dafür besticht das Buch wieder durch faszinierende physikalische und kosmologische Hintergründe, die geschickt in die Handlung integriert werden. Und vor allem das anschaulich und leserzugewandt verfasste Nachwort am Ende hat mir wieder sehr gut gefallen.

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