Wohlfühlbuch
Das
Kinderbuch „Grimm und Möhrchen. Frühling, Sommer, Herbst und Zesel“, verfasst
von Stephanie Schneider und sehr schön illustriert von Stefanie Scharnberg, hat
sich als sehr überzeugende Gute-Nacht-Geschichte zum Vorlesen für meine beiden
Töchter (5 und 7 Jahre) herausgestellt. Beide mochten die Geschichte und die
Protagonisten in dem Buch sehr, vor allem den kleinen Zesel, eine Mischung aus
Zebra und Esel. Und was auch sehr gelungen ist: Man kann direkt mit diesem
zweiten Band starten, es werden keinerlei Vorkenntnisse aus dem ersten Band
benötigt. Der Einstieg in die Geschichte gelingt ohne Probleme.
Das
Buch ist sehr strukturiert und mit einem klar erkennbaren roten Faden
aufgebaut. Kapitel für Kapitel bewegen wir uns vorwärts im Kalenderjahr, von
Januar bis Dezember. Und immer wieder werden Alltagssituationen im Leben des
Buchhändlers Grimm mit seinem kleinen Zesel beschrieben, die jedes Kind kennen
dürfte: z.B. das Verkleiden an Karneval, das Planschen im Planschbecken im
Sommer, das Schwimmen im Badesee, das Feiern von Weihnachten usw. Es ist eine
völlig heile Welt, die im Kinderbuch vermittelt wird. Beim Lesen kann man sogar
die eine oder andere Anregung zur Freizeitgestaltung mitnehmen. Und es ist
sympathisch, wie fürsorglich und umsichtig sich Grimm um seinen Zesel kümmert
und ihm die Welt erklärt. Kindgerechter Humor ist ebenfalls an vielen Stellen
zu finden. Das ist einfach ein Wohlfühlbuch. Der Umgang miteinander ist freundlich
und tolerant, das Leben verläuft sorgenfrei und glücklich, Spaß wird
großgeschrieben. Es wird nichts problematisiert, so dass der Nachwuchs einfach
einmal entspannt den Geschichten lauschen kann. Und solche Bücher sind auch
wichtig für den Lesealltag von Kindern. Wer Diskussionsanreize für seine Kinder
sucht oder Bücher mit der Darstellung eines realistischen Alltagslebens
bevorzugt, der sollte auf andere Bücher zurückgreifen (z.B. „So sind Familien“ Judith
Allert und Marie Braner aus dem Carlsen-Verlag).
Abschließend
möchte ich noch auf eine Auffälligkeit bei der Sprachgestaltung hinweisen. Die
Autorin baut viele kreative Wortneuschöpfungen in die Geschichte ein, häufig in
Form von langen Komposita. Sehr gelungen und amüsant („Scheibenwischerwasserwegwischer“,
„Wäschewolkenkissen“, „Blaubeerblaulicht“, „Fellverschnupfung“, „Zylinderkopfgedichte“
etc.).
Und
zwischendurch stößt man immer mal wieder auf kreative Highlights, bei der die
Autorin tolle Ideen generiert hat, so z.B. der Hinweis auf das schwarze und
weiße Lesebändchen oder der lustige Wunschzettel an den Weihnachtsmann.
Fazit:
Ein Wohlfühl-Kinderbuch mit liebreizenden Charakteren, kindgerechtem Humor und
vielen kreativen Ideen. Auch die Bebilderung ist sehr gelungen und lädt zur
Betrachtung ein. Toll geeignet zum Vorlesen in den Abendstunden. Vorwissen aus
Band 1 wird nicht benötigt. Ich vergebe 5 Sterne und spreche ein klare
Empfehlung aus!
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